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Offene Forschungsfragen

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Neustadt-Glewe

 

Beitrag zur Chronik der Stadt

Wann entstand das erste „Glewe“? Warum finden wir keine Gründungsurkunde unserer Stadt im „Mecklenburgischen Urkundenbuch? Was sagen uns der Männerkopf und die Schlüssel im Siegel bzw. Wappen?

Diese und weitere Fragen haben Gerhard Düker und mich, Eberhard Schudlich, seit ca. vier Jahren beschäftigt. Seit 1975 beschäftige ich mich intensiv mit den Slawen. Daher kann ich einige Darlegungen zur frühen Geschichte von Neustadt-Glewe so nicht stehen lassen.

 

Das alte deutsche Glewe hieß vorher Chlawa u.Chlewa. Es wurde etwa zwischen 800 – 900 unserer Zeitrechnung von slawischen Einwanderern gegründet. Die Siedlungsstelle (Dorf als Bezeichnung gab es zu der Zeit noch nicht) lag mit dem Zentrum im heutigen Bereich der Sandstraße, zum Femermann und in weiterer Ausdehnung Richtung Liebs bis zur Umgehungsstraße. Diese Siedlungsstelle wird auch durch die Wiebekingsche Karte von 1786/88 sowie den Luftbildern der 1930er Jahre und 1959 bestätigt. Außerdem wurde auch Fundmaterial von W. Bahlke in Schwerin beim MfUF (Museum für Ur- und Frühgeschichte) abgegeben.  

Der Bereich der Siedlungsstelle war zur damaligen Zeit sehr sumpfig mit offenen Wasserstellen. Die Slawen nannten ihre Siedlungen meistens nach besonderen Merkmalen aus der Landschaft. So bedeutete Chlewa sinngemäß „feuchte Stelle“ bzw. „Quelle“. In der Tat lässt sich der Name nicht wörtlich übersetzen. Die Slawen hatten zu dieser Zeit auch noch keine eigene Schrift, es galt das gesagte Wort.

Daher auch der Name Slawe = Redselige oder Redner. Im Gegensatz dazu die Niemci = die Stummen. Diese Begriffe entstanden, weil sich beide Gruppen anfangs nicht verständigen konnten.

In der früheren Zeit lebten in der Elblandschaft und der Neustädter Gegend vorwiegend slawische Völkerstämme. Erst mit der Endphase der Christianisierung um 1148 änderte sich diese Siedlungsstruktur. Zu dieser Zeit war noch der Brandenburgische Einfluss durch die Burg Brandenburg (Hochburg der gesamten Slawen) relativ stark. Dieses geht aus den Unterlagen von W. Meyer - Seedorf „Die Geschichte der Grafschaft Danneberg“ hervor.

Die groß angelegte Christianisierung der Bevölkerung Mecklenburgs lief nicht so glatt wie oft beschrieben. Der Anteil der deutschen Einwohner war sehr gering und auf wenige Ortschaften begrenzt. Es war eine rein wendische und unkultivierte Gegend.

Erst nach 1180 mit dem Beginn der Kolonisation der Siedlungen und vor allem durch fremde Ansiedler, vorrangig Holländer und Schwaben, begann eine Ordnung einzutreten. Der Ortsname wurde der deutschen Sprache angepasst, Chleve - Glewe.

Mit Hilfe der deutschen Hufe-Verfassung (Hube - Verfassung) und der eigenen Siedlungsbauart wurde den Slawen im Laufe der Zeit der innere Zusammenhalt genommen. Dieser Prozess dauerte lange Zeit an bis alle Slawen eingegliedert und sesshaft wurden (daher keine Info über das alte Glewe ).

Mit der Kolonisation (Ansiedlung durch Einwanderer) entstand höchstwahrscheinlich das erste Stadtrecht. Z.B. stammt das alte Stadtwappen aus dieser Zeit und wurde um 1880/1890 im Neustädter See gefunden.

Dieser Fundort ist nicht so ungewöhnlich wie angenommen. Die Annahme oder Aussage, dass der Brandschutt von 1728 im See entsorgt wurde, ist eher unwahrscheinlich. Die gesamte heidnische Bevölkerung einschließlich der Slawen musste getauft werden. Da war der flache See ein geeignetes Objekt um viele Einwohner zu gleicher Zeit möglichst schnell zu taufen . Das Wappen oder Stadtsiegel wurde benutzt, um das Wasser des Neustädter Sees für den Zweck der Taufe zu weihen.

Es ist ein Glück, dass dieses Stadtwappen von den Fischern gefunden wurde. Leider ist das gute Stück abhanden gekommen. Es gibt nur noch Abbildungen und Beschreibungen darüber. Die angeblichen Brandspuren am Wappen (Bronze?) sind Ablagerungen im Seeboden, bekannt als Patina (ugs. Edelrost).

Die Spuren von der Patina am Siegel zeugen von einer langen Lagerung im Wasser. Die Farbgebung der Patina richtet sich immer nach dem Lagerplatz (Erdschicht), der Wasserqualität und entwickelt dadurch alle möglichen Farbnuancen.

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Die Botschaft für diese Überlegung steht im Stadtwappen. Der eindeutige Prophetenkopf und die Bärte in den beiden Schlüsseln sind ein unwiderlegbares Indiz dafür. Die Bärte in den Schlüsseln zeigen das Christuskreuz sowie das gleicharmige Kreuz für die Gleichheit aller Beteiligten mit gleichen Rechten. Die Entstehungszeit spricht für die Zeit der Christianisierung, es deutet auf den Sieg des Christentums in dieser Region bei Achtung aller beteiligten Personen mit gleicher Behandlung.

Dieses Wappen hatte zu seiner Entstehungszeit eine andere Bedeutung. Es diente religiösen Zwecken und wurde mit dem Bau der neuen Stadt - der Neustadt - zum Stadtwappen bzw. Siegel gemacht. (Wenn es eine neue Stadt gibt, dann muss es eine alte Stadt gegeben haben. Sie war sicher nicht ausbaufähig; es gab zu wenig Fläche.)

Bis zu diesem Zeitpunkt (Bau der neuen Stadt) war die geistliche Machtüberlegenheit im Land nicht zu übersehen. Dieses führte zu häufigen Spannungen zwischen den kirchlichen und weltlichen Regenten bis einschließlich dem Papst.

Besonders unter dem Kaiser Heinrich IV. (1056 – 1106) kam es zu schweren Konflikten. Es ging um die geistliche oder weltliche Vorherrschaft im abendländischen Raum. Erst mit dem demütigen Gang Heinrich IV. nach Canossa (1077) wurde eine Lösung gefunden, um den gegen ihn, vom Papst  ausgesprochenen Bann zu entziehen.

Später unter Heinrich V. (1106 -1125) kam es endlich, auf der Grundlage des Wormser Konkordat 1122, zur Trennung der weltlichen und geistlichen Aufgabe der Bischöfe.

Die Landschaft zwischen der unteren Elbe bis zur Ostsee wurde von allen besonders behandelt. In diesem Gebiet kam die Durchsetzung zögerlich , nach 1180, zum Tragen.

Mecklenburg wurde Lehn - abhängig gemacht, um die slawischen Stammesverbände zu verdrängen oder zur Aufgabe  zwingen.

Unter Kaiser Barbarossa wurde eine planmäßige Siedlungspolitik (Kolonistenzeit) betrieben.

Auf dieser Grundlage konnte man den Bau einer neuen Stadt durchführen.(auch nur eine Prestigefrage) Soweit einige Bemerkungen zur Gesamtlage im Germanischen Raum. Das letzte Rückzugsgebiet der Elbslawen war das heutige Wendland um Lüchow herum und zog sich bis ins 17. Jahrhundert hin.

Eine Urkunde aus Hagenow aus dem Jahre 1190, belegt durch den Bischof, verlieh dem Grafen die Zehnten der „Länder“ Jabel und Wenningen, sowie zwischen Sude und Walerow (heute Rögnitz) und das Land zwischen Elbe und Elde, also auch Chlewe. Es ging dabei um die Abgaben der  Slawenfürsten in der von Heinrich dem Löwen festgelegten Höhe.

Eine Urkunde aus Lübeck von 1250 berichtet von freundschaftlichen Verhältnissen unter den Deutschen, fremden Neusiedlern und den verbliebenen Slawen.

Landkarte

Um 1250 erreichte die Grafschaft Danneberg, wie eine Landkarte zeigt, seine größte nördliche Ausdehnung in unserem Gebiet und besaß mit Sicherheit auch die slawische Siedlung Chlewa - Glewe. Die Stadt Neustadt ist vermutlich nur eingezeichnet, um dem Betrachter eine Darstellung vom nördlichen Grenzverlauf zu zeigen.

Die Verwaltungsgebiete waren oft ein nicht durchgehender und lückenloser Besitz eines Grafen. Die Landesherren wechselten u.a. durch Heirat – auch durch Unstimmigkeiten - oft die Zuständigkeit für die wenigen Siedlungen; die Landschaft war nicht besonders zu bewirtschaften.

Diese Umstände zeigen sich auch in der Gestaltung der Stadtsiegel. Die häufige Veränderung beruht auf verschiedene Hoheitsansprüche.

Durch Auswertung der Neustädter Stadtchronik, MUB Schwerin und den Landkarten aus Havelberg und Grabow (entstanden um 1605 bis 1633), sowie des Buches von A. Rische „Geschichte der Grafschaft Schwerin bis zum Jahre 1358“ sind diese Anmerkungen zur frühen Stadtgeschichte entstanden.

 

Leider kommen wir momentan nicht weiter. Wir suchen nach alten Dokumenten bzw. Unterlagen über Glewe. Sie müssen im Brandenburgischen liegen. Vielleicht kann der/die eine oder andere Leser/in interessante Hinweise geben.

 

Meine Adresse:

Eberhard Schudlich, Große-Wallstraße 31, 19306 Neustadt-Glewe

 

oder an folgende E-Mail von Gerhard Düker:       

 bzw. Telefon: 038757-17023

                                                                

E. Schudlich

ehm. Bodendenkmalpfleger

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