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2.5 Eingemeindung Kiez

Friedrich Wiedow

Die Wiedows stellten über Jahrhunderte den Dorfschulzen für den Kiez.

 

So lesen wir im Beichtkinderverzeichnis von 1751: Schulz(e) Hans Hinr. Wiedow, (…) und Wwe (Witwe) des Schulzen Hans W. [Witwe] (Rathmans).

 

Nicht erwähnt wird des Schulzen Hinrich Wiedows Frau.

 

Schon 1919 gab es Bestrebungen zur Eingemeindung des Kiezes. Diese wurden 1924 aus Kostengründen abgelehnt. Zwölf Jahre später konnte der Plan dann endlich realisiert werden. Der somit letzte Dorfschulze Friedrich Wiedow wurde 1929 in sein Amt eingeführt.

 

Er wurde 1895 auf dem Kiez geboren. Bis 1934 war er im Amt und wohnte in dem heutigen Haus Kiez 27. (Vermutlich dauerte seine Amtszeit aber noch zwei Jahre.) Er verließ den Kiez 1937 mit dem Umzug nach Gothen bei Heringsdorf. Hier war er als Landwirt auf gepachteten Ackerflächen tätig. Friedrich Wiedow verstarb 1965 in diesem Dorf.

 

Der Magistrat der Stadt schickte am 19. Oktober 1934 ein Schreiben an das Mecklenburgische Ministerium des Innern mit folgendem Wortlaut:

„Der unterzeichnete Bürgermeister nimmt Bezug auf die Besprechung vom 16. 10. 1934 mit Herrn Ministerialrat Waechter wegen der Eingemeindung der in Neustadt-Glewe belegenen selbständigen Gemeinde Kiez. Es wird (...) ergebenst hiermit der Antrag gestellt, diese Gemeinde dem Stadtgebiet einzugemeinden. Zur Begründung dieses Antrags wird darauf hingewiesen, dass die Gemeinde Kiez mitten im Stadtgebiet Neustadt-Glewe liegt. Kiez hat ca. 100 Einwohner, von denen 16 Ackerbürger sind. Es ist nicht mehr unserer Zeit entsprechend, dass diese kleine Dorfgemeinde mit eigener Gemeindeverwaltung besteht, wo diese Geschäfte sämtlich von der Stadtverwaltung Neustadt-Glewe miterledigt werden können, ohne dass dadurch wesentliche Mehrarbeit entsteht.“

Zum 01. April 1936 gab es einen Eingemeindungsvertrag zwischen der Stadt Neustadt-Glewe und dem Dorf Kiez. Dieser umfasste 11 Paragraphen, wichtig sind dabei die beiden letzten. Folgende Bestimmung enthält der § 10:

„Mit dem 01. April 1936 hört das Amt des Bürgermeisters, der Beigeordneten und der Gemeinderäte von Kiez auf, doch wird der Bürgermeister von Neustadt-Glewe eine Änderung der Stadtsatzung dahin beantragen, dass für die nächsten 5 Jahre, d.h. bis zum 31. März 1941 ein weiterer Ratsherr und zwar aus den z. Z. wahlfähigen Kiezer Bürgern zu den bisherigen hinzugeteilt.“

Zwischenablage02

Doch so schnell schießen die Preußen nicht, und schon gar nicht die Mecklenburger. Es mussten noch einige Wochen vergehen, bis dann mit einem „Auszug aus dem Regierungsblatt für Mecklenburg“ mit der Nr. 40 vom 29. August 1936 offiziell mitgeteilt werden konnte:

 

Ein letzter Schritt zur endgültigen Auflösung des Dorfes Kiez wurde am 20. November 1936 vollzogen. In einem Protokoll mit diesem Datum lesen wir:

„In Ausführung des mir durch Verfügung vom 17. d. Mts. (...) erteilten Auftrages hatte ich mich heute hierher in die Wohnung des früheren Bürgermeisters Wiedow – Kiez begeben, um das Rechnungsbuch abzuschließen, und Akten und Inventar dem Bürgermeister der Stadt Neustadt-Glewe gegen Quittung zu übergeben:

Übergabe: 1). Barbestand der heute abgeschlossenen Gemeindekasse

2). 4 Schuldverschreibungen

3.) Inventar

4.) Akten

Der Bürgermeister (Wiedow, d. V.) wird (...) darauf hingewiesen, dass er sich ab jetzt jeglicher Amtshandlungen zu enthalten habe, insbesondere weder Geld-Werte noch sonstige Briefsendungen künftig nicht mehr annehmen dürfe, vielmehr alle Kompetenzen an den Bürgermeister der Stadt Neustadt- Glewe zu verweisen habe.“

Unterschrieben ist dieses Protokoll von den Stadträten Niemann und Spieckermann als Vertreter für die Stadt Neustadt-Glewe, von Bürgermeister Wiedow (wahrscheinlich seine letzte Amtshandlung) und den Beigeordneten Güsmer und Böteführ für das inzwischen eingemeindete Dorf Kiez sowie vom Kreisoberinspektor Greve für das Landratsamt. Damit wurde das Buch zur Geschichte des Dorfes Kiez endgültig geschlossen. Zum Schluss soll hier der § 11 des schon erwähnten Eingemeindungsvertrages zwischen der Stadt Neustadt-Glewe und der Gemeinde Kiez vom 01. April 1936 zitiert werden:

„§ 11: Zur Ehrung der bisherigen, schon im alten Lande Brenz bestehenden, Gemeinde Kiez und zur bleibenden Erinnerung an ihre uralte Geschichte wird die Stadt Neustadt-Glewe den Namen Kiez als Straßennamen für alle Zeiten für die bisherige Dorfstraße aufrechterhalten.“

Leider gibt es hier eine Ungereimtheit, die sich aber heute wohl nicht mehr klären lässt. Der Antrag zur Eingemeindung wurde im Oktober 1934 gestellt und auch eine Zeitzeugin sagt, dass Wiedow bis 1934 Dorfschulze war.

 

Aber erst 1936 wurden das Rechnungsbuch abgeschlossen, das Inventar an den Bürgermeister der Stadt übergeben und ihm mit diesem Datum sämtliche Amtshandlungen untersagt. Mit der Bekanntmachung vom 17. August 1936 sollte man sich vielleicht auf dieses Datum einigen.

Kiez

Quelle: G. Düker „Neustadt-Glewe“ – Eine mecklenburgische Kleinstadt von den Anfängen bis zur Gegenwart“

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