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2.3 Neustadt 1914 bis 1933

Der Stadthistoriker und Lehrer Fritz Porepp schrieb im Neustädter Anzeiger 1912 noch:

„(…) Kunstgenüsse aller Art werden den Bewohnern in reichem Maße geboten; Handel und Wandel kommen immer mehr empor und zunehmende Wohlhabenheit macht sich in allen Schichten der Bevölkerung bemerkbar, so, dass wir für die Stadt eine gute Zukunft erhoffen können (…).“

Bürgermeister Flörke in Uniform

Doch da sollte nicht nur er sich getäuscht haben, denn am 01. September 1914 brach der 1. Weltkrieg aus.

 

Flörke, der junge Bürgermeister, gehörte mit zu den ersten Soldaten aus unserer Stadt, die bereits am 02. September 1914 eingezogen wurden. Er musste sich im Füsilier-Regiment Nr. 90 melden. Amtsrichter Dr. Mohr übernahm seine Vertretung als Grundbuchbeamter, Vormundschafts- und Nachlassrichter. Doch auch er wurde bald eingezogen. Mit Genehmigung vom Großherzoglichen Finanzamt, Abteilung für Domänen und Forsten, erklärte sich der Amtsverwalter Dr. Lübeck für die Vertretung bereit.

 

In einem Schreiben vom 18. September 1914 teilte der Oberstleutnant und Regimentskommandeur des Reserve-Infanterie-Regiments 90, von Tresckow, dem Magistrat von Neustadt mit, dass ihr Bürgermeister, der Leutnant der Reserve Friedrich Franz Floerke, am 17. September vor Noyon gefallen ist.

 

Die Führung der Bürgermeistergeschäfte wurde Senator Risch übertragen. Obwohl er immer wieder darauf hinzuwies, dass die Bürgermeisterstelle neu besetzt werden muss, blieb er bis zum Jahr 1918 im Amt.

 

Im August 1915 erfolgte die Verlegung des Dragoner-Ersatzregiments Nr. 13 von Parchim nach Neustadt. Diese Verlegung war für die Zeit des Krieges geplant. Das Regiment, dessen frühere Garnison Metz gewesen war, lag seit Ausbruch des Krieges in Parchim. Am 29. August 1915 rückten bereits die ersten Truppenteile des Regiments mit Musik in Neustadt ein. Die Pferde wurden einstweilen in den leerstehenden Johann-Albrechts-Werken untergebracht, während die Mannschaften Bürgerquartier bezogen.

 

Am 03. November 1918 verkündeten in Kiel die Soldaten und Arbeiter eine neue Zeit. Der Kaiser dankte ab. Der Großherzog verkündete das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht und trat zurück. In ganz Deutschland kam es zur Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten. So auch in Neustadt.

 

Am 12. November 1918 konnte es jeder Neustädter in seinem Anzeiger lesen:

„Auch in unserer Stadt ist gestern ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet worden. Kurz vor Mittag erschien auf dem Rathause eine Abordnung der hiesigen Ersatz-Eskadron mit aufgepflanztem Bajonett; es wurden alsbald ein Magistratsmitglied und später ein weiteres, sowie einige Führer der hiesigen Garnison in Schutzhaft genommen. Gegen ½ 1 Uhr kam ein Zug Arbeiter und Soldaten auf dem Marktplatze an, woselbst ein Sergeant eine Ansprache hielt, in der er zur Ruhe und Ordnung ermahnte. (…)

Nachdem aus der Versammlung einige Beschwerden über Missstände in der städtischen Verwaltung vorgebracht waren und die Wahl eines Arbeiterrates vollzogen war, löste sich die Versammlung in bester Ordnung auf. (…) Die in Schutzhaft genommenen Personen wurden theils wegen plötzlicher Erkrankung in ihre Wohnung entlassen.“

Zu den in Schutzhaft genommenen Personen zählte auch Senator Risch. Er wurde sofort seines Postens enthoben und in Pension geschickt. Begründet wurde dieser Schritt mit der Befürchtung, „daß ihm bei der Aufstandsbewegung anlässlich der Bildung des Arbeiter- und Soldatenrates Leid zugefügt werden könnte. So konnte man es in einem Schreiben vom 13.11.1918 von Senator Züchtig an das Großherzogliche Amtsgericht lesen:

Senator Risch war, wir würden heute sagen, ein gebrochener Mann. Bis in die Mitte der 40er Jahre stritt er sich über einen Anwalt mit dem Neustädter Magistrat und dem Schweriner Innenministerium über die Höhe seiner Pension herum. Irgendwann zog er dann mit Frau und Tochter nach Parchim. Hier verstarb er 1947.

Am 18. November 1918 gab der Arbeiter- und Soldatenrat im „Neustädter Anzeiger“ bekannt, dass die Verwaltung der Stadt durch Herrn Senator Züchtig und den Bürgerausschuss unter Aufsicht des Arbeiter- und Soldatenrates weitergeführt wird. Außerdem kommt bei der demnächst anstehenden Wahl des Bürgerausschusses das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht zur Anwendung. Auch sollen die Sitzungen dieser Körperschaft öffentlich stattfinden.

Hans Karl Friedrich Seeler

Die Stadtverordnetenversammlung vom 10. September 1919 wählte einstimmig den am 12. März 1877 geborenen und in Waren als Senator tätigen Hans Karl Friedrich Seeler zum neuen Bürgermeister von Neustadt.

 

Im Beisein des Stadtverordnetenvorstehers Ingenieur Fliedner und der Stadtverordneten Ahrens, Breul, Hahn, Schönbach und Kröger sowie als Vertreter des Rates die Stadträte Züchtig und Spieckermann wurde Seeler am 15.Oktober in sein Amt eingeführt. Er legte das im § 23 der Städteordnung vorgeschrieben Dienstgelöbnis mündlich und schriftlich ab.

Das Ende des Krieges wirkte sich auch auf unsere Stadt aus.

 

Das Königlich-Preußische Schleswig-Holsteinische Regiment Nr. 13 kehrte nach Beendigung der Kampfhandlungen von der französischen Front in die Heimat zurück. Ihr Ziel war auf ihrem Marsch in die Heimat u.a. unsere Stadt. Von Dömitz über Ludwigslust kommend, traf das Regiment am 06. Januar 1919 um 12.00 Uhr auf dem festlich geschmückten Marktplatz in Neustadt/Mecklenburg ein.

Dragoner-Regiment auf dem Marktplatz

 „Vom Balkon des Rathauses hielten Senator Züchtig und Pastor Kaliß Ansprachen.

 

(…) Nach Bewirtung durch die Stadt auf dem Marktlatz, während der die Musik spielte, rückte die Eskadron ab. (…) Die Pferde (…) kamen in [die] Lederfabrik. Noch am Nachmittag wurden die Ausrüstungsstücke auf der Kammer abgegeben und alles zur Entlassung vorbereitet. Am Abend fand ein von der Stadt veranstaltetes Abschiedsfest im Burghotel statt. (…) Am 7. Januar nachm. 3. 00 Uhr trat die Eskadron zum letzten Mal an. (…).

 

(Dann rückten die letzten Dragoner und Entlassenen) mit ihren Offizieren an der Spitze unter Musik zum Bahnhof. (…)“ Aber nicht das gesamte Dragoner-Regiment verließ unseren Ort.

Dragoner-Regiment auf der Brücke

Im „Ludwigsluster Tageblatt“ vom 28.02.1919 erfahren die Leser, dass sich der Gewerbe- und Bürgerverein in seiner letzten Stadtverordnetenversammlung Ende Februar 1919 mit den Quartierangelegenheiten des Dragoner-Regiments beschäftigte.

 

Hier wurde u.a. festgestellt:

„(…) Es liegt auf der Hand, daß diese Einquartierung auf die Dauer für die meisten Bürger, abgesehen von einigen Geschäftsleuten, zu einer schier unerträglichen Last werden muß. Wie an anderen Orten, so herrscht auch hier schon an und für sich eine ziemliche Wohnungsnot, die durch die stetig zunehmende Zahl der Besucher des Technikums noch vergrößert wird. Beschlossen wurde nun, beim hiesigen Magistrat vorstellig zu werden, geeignete Schritte zu tun, daß für die Soldaten nach Möglichkeit Massenquartiere hergerichtet werden, oder wenn dies durchaus nicht angängig, wenigstens die Quartiergelder erheblich zu erhöhen. Bisher wurden im Sommer nur 10 Pfg. und im Winter 15 Pfg. bezahlt, wozu seit kurzem die Stadt einen Zuschuß von 10 Pfg. leistete. (…)“

Da jedoch nichts passierte, wendete sich die Bürgerschaft von Neustadt i. M. im April 1919 an den Landtag. Sie baten, er möge dahingehend wirken, dass das in Bürgerquartier liegende Dragoner-Regiment Nr. 13 verlegt wird, damit die Studenten des Technikums untergebracht werden können. Diese Eingabe hatte Erfolg. Am Freitag den 09.Mai verließ das Militär die Stadt in Richtung Truppenübungsplatz Jüterborg. Zum Abschied hatte sich eine große Anzahl hiesiger Einwohner auf dem Bahnhofe eingefunden. Die Wirtschaftseskadron und ein Wachkommando des genannten Regiments blieben aber vorläufig noch in Neustadt.

Brandruine

Seit 1872 war die Familie Friedrich Weinaug Pächter der Wassermühle, dessen Eigentümer das Land ist. Am 12. September 1918 brach in der Trockenvorrichtung, die während des Weltkrieges angebracht worden war, um das Korn schneller zu trocknen, ein Feuer aus. Um etwa 4 ½ Uhr nachts wurde es bemerkt. Zwischen den in der Mühle liegenden Getreidevorräten griff es rasch um sich. Kurz nach 5.00 Uhr schlugen die Flammen schon aus dem Dach heraus. Es war nichts mehr zu retten. Im „Ludwigsluster Tageblatt“ vom 14.09.1918 lesen wir: „Großfeuer in Neustadt. Am Donnerstagnachmittag gegen 4 ½ Uhr brach in der Wassermühle zu Neustadt Feuer aus. Trotz der gemeinsamen Anstrengungen der Neustädter Feuerwehr und der Mannschaften der Ersatzeskadron des Dragonerregiments Nr. 13 war es nicht möglich, das Feuer zu löschen, und es mußte von außerhalb Hilfe erbeten werden. Auf telefonischen Anruf trafen gegen Abend die Motorspritze der Schweriner Feuerwehr und Mannschaften der Ersatzeskadron des Dragonerregiments Nr. 17 und des Zentralpferdedepots aus Ludwigslust ein. Den gemeinsamen Bemühungen gelang es in später Nachtstunde, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Das ganze Gebäude ist bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Eine größere Menge Getreide ist dem Feuer zum Opfer gefallen. Das Feuer soll durch den Getreidetrockenapparat entstanden sein.“ Dieser Brand war besonders verheerend, da durch den langwierigen Krieg schon große Lebensmittelknappheit herrschte.

 

Der Enkelsohn des damaligen Pächters geht jedoch noch heute von Brandstiftung aus, die im Zusammenhang mit den revolutionären Unruhen in der Stadt stand.

 

Mit dieser Brandstiftung wurde nicht nur Friedrich Weinaug von dem finanziellen Ruin bedroht. Es wurde auch eine nicht geringe Anzahl von Beschäftigten, ca. 20 Mitarbeiter, durch diesen Brand über Nacht arbeitslos. Die abgebrannte Mühle wurde nicht wieder aufgebaut. Dafür schuf Weinaug in der Burgstraße eine Behelfsmühle.

 

Die Mühlenruine blieb noch bis zum Jahr 1920 unberührt stehen. Dann kaufte das damalige Landes-Elektrizitäts-Werk (LEW) die abgebrannte Mühle.

Aggregate

1921 begann der Neubau eines Wasserkraftwerkes. Dieser Neubau erfolgte zum großen Teil auf den Fundamenten der abgebrannten Mühle. Nach nur zweijähriger Bauzeit wurde das Wasserkraftwerk in Betrieb genommen. Mit ihm war die Versorgung der Stadt mit Elektroenergie abgesichert. 1923 erfolgte ein weiterer Ausbau des Gebäudekomplexes zu einem Wasser-Diesel-Kraftwerk. Es wurden u. a. Dieselaggregate der U-Bootflotte aus dem 1. Weltkrieg eingebaut. Hierbei handelte es sich um fünf Aggregate der verschiedensten Typen und Größen in einer Halle. Nicht nur unsere Stadt wurde mit Strom versorgt, man begann bald mit dem Bau von Überlandleitungen, welche die Dörfer mit Strom versorgten. So gab es u.a. die Überlandleitungen Neustadt-Parchim und Neustadt- Rastow. Ein weiterer Ausbau erfolgte 1924 bis 1926; Bauherr waren nun die Mecklenburg-Schweriner-Elektrizitätswerke (MEW). Leider fielen fast alle Aggregate 1945 den Reparationsforderungen der UdSSR zum Opfer. Trotzdem blieb das E-Werk noch bis zur Wende im Betrieb.

 

Seitdem wird es privat weiter betrieben. [Der Text zum E-Werk stammt aus den Aufzeichnungen von Herrn Willy Streuber. Er war bis zur Wende dort Mitarbeiter.]

Menschenversamlung

1919/1920 setzte eine Periode der wirtschaftlichen Stagnation ein. Die Inflation brach mit gravierender Schnelligkeit über Wirtschaft und Menschen herein. Um die Finanzen zu sichern, druckten die Städte ihr eigenes Zahlungsmittel.

 

Doch zurück in das Jahr 1924. Die Unternehmer versuchten, die steigenden Produktionskosten durch verstärkte Ausbeutung zu verringern. Auch in Neustadt kam es daraufhin zu Arbeitskämpfen.

 

Der wöchentliche Durchschnittslohn betrug im Lederwerk 16,80 RM bei einer täglichen Arbeitszeit von 8 Stunden. Seit November 1923 kämpften die Arbeiter um eine Lohnerhöhung. Im Januar 1924 erklärt ein gerichtlicher Schiedsspruch zwar die 48-Stunden-Woche für gesetzeskonform. Aber die Arbeiter sind verpflichtet, auf Anforderung täglich 1 Stunde Mehrarbeit zu dem tariflichen Lohn zu leisten.

 

Vom 13. bis zum 15. Februar 1924 kommt es zu ersten Auseinandersetzungen. In den Morgenstunden des 15. Februar legen die Arbeiter der Wasserwerkstatt ihre Arbeit nieder. Ein Versuch von Werkdirektor Kahn, die Arbeiter zu beschwichtigen, schlägt fehl.

 

Am 25. März macht die Werkleitung den Vorschlag, den Lohn um 1,1% zu erhöhen, was einen Anstieg der Löhne um einen halben Pfennig bedeuten würde. Dieses Angebot wurde von den Arbeitern abgelehnt. Noch am gleichen Tag kommt es zur Bildung einer Streikleitung und diese ruft zum Streikbeginn für den nächsten Tag auf. Ihm kommen am 26. März 1450 Arbeiter und Handwerker nach. Am 01. April treten auch die Angestellten in den Streik. Dieser endet nach langem Hin und Her mit einem Vergleich am 03. April 1924. Die Wiedereinstellung der Entlassenen sollte bei Bedarf realisiert werden. Die Arbeitsaufnahme erfolgte am 04. April.

 

In der Bekanntmachung vom 29. Oktober 1926 über die Bezeichnung der Stadt Neustadt wurde proklamiert: „Der Stadt Neustadt ist die Bezeichnung „Neustadt-Glewe“ beigelegt worden.“ Unterschrieben im Auftrag des Schweriner Ministerium des Innern von Dr. Schlesinger. Dieser Schritt war längst überfällig.

 

Im Protokoll der Stadtverordnetenversammlung vom 25. Februar 1927 ist zum Thema Schulneubau zu lesen:

„Man fasste folgenden Beschluss, und zwar einstimmig: Nachdem nunmehr das Finanzministerium einen Zuschuss zum Schulhausbau fest in Aussicht gestellt hat, steht der Niederschrift des Beschlusses betreffend Ausbau der Gießereihalle auf den Johann-Albrechtswerken und der sofortigen Ausführung des Baues nichts mehr entgegen. (…).“

 

Die Einweihung des neuen Schulhauses fand bereits am 22. Dezember 1927 ab 11.00 Uhr in der Aula statt. Anwesend waren die gesamte städtische Körperschaft, das Staats- und Unterrichtsministerium, der Schulrat, das Lehrerkollegium, die Firma „Adler & Oppenheimer AG.“

 

In der Festansprache von Stadtrat Spieckermann erfuhren die Gäste, dass am Bau der Schule 29 Firmen (plus Mecklenburgische Elektrizitätswerke) aus Neustadt-Glewe, drei aus Ludwigslust, und jeweils eine aus Schwerin Hannover, Braunschweig und Geestacht, insgesamt: 37 Firmen, beteiligt waren. Dem Lehrerkollegium gehören in der neuen Schule der Rektor, 7 Lehrer, 2 Lehrerrinnen, 1 Mittelschullehrerin, 1 Lehreranwärter, 1 Handarbeitslehrerin, 1 Hilfslehrer und 2 Hilfslehrerinnen an.

 

Am 27. September 1927 lesen wir dann:

„Es wird vermerkt, dass nach Mitteilung des Rates der Stadt Neustadt-Glewe vom 7. ds. Mts. (…) die neu angelegte Strasse auf den früheren Johann-Albrechts-Werken bis zur Bauereistraße den Namen „Schulstraße“ erhalten hat. (…)“

1. Weltkriegs Denkmal

Im Jahre 1928 wurde das von der Firma Johann Kurz erbaute Kriegerdenkmal für die im 1. Weltkrieg gefallenen Neustädter auf dem Schlossplatz eingeweiht. In diesem schlichten Bauwerk wurde eine Schatulle mit den Namen aller Neustädter Gefallenen eingemauert. In einem ganzseitigen Artikel mit der Überschrift „Weihe des Ehrenmals“ erfahren die Einwohner im „Neustädter Anzeiger“ vom 15. Oktober 1928 alles Wissenswerte.

 

Hier ein kleiner Auszug aus dieser Zeitung:

„Das in feierlicher Weise gestern geweihte Ehrenmal für die im Weltkriege gefallenen 98 Söhne unserer Stadt fügt sich in seiner schlichten Blockform äußerst günstig in dem von prächtigen Linden umsäumten Platz zwischen Schloß, Post und Gebäude der Lewitzwiesenverwaltung ein. Der Entwurf des in Muschelkalk ausgeführten Denkmals stammt von dem an der hiesigen Baugewerkschule wirkenden Architekten Dipl.- Ing. Heinberg. Die Ausführung lag in den Händen der Firma Joh. Kurz. Von der Aufzeichnung der Namen der einzelnen Gefallenen wurde Abstand genommen – dieselben sind in einer verlöteten Kupferkapsel eingemauert worden -; stattdessen erhielt das Denkmal an der Hauptstraßenseite eine Bronzeplatte mit der Inschrift „Dem Andenken der toten Helden des Weltkrieges 1914 – 1918“. – Zu begrüßen ist, dass es durch die vor längeren Jahren durch den Krieger- und Militärverein eingeleitete und von der Gemeinschaft zur Schaffung eines Kriegerdenkmals fortgesetzte Sammlung möglich geworden ist, zum Gedächtnis der hiesigen Opfer des Weltkrieges diesen ein schlichtes Ehrenmal zu schaffen und Dank hierfür gebührt sowohl der Denkmalsgemeinschaft wie auch allen übrigen Personen, welche sich für das Zustandekommen dieses Erinnerungszeichens einsetzten.“

Interessenten können auf einer Tafel, aufgestellt in unserer Evangelischen Kirche, diese heute noch lesen.

Wasserwerk

 Beendet wurde 1928 der Bau des ersten Wasserwerkes in Neustadt-Glewe am Birkenweg (Bild links).

 

Das Denkmal am See wurde von den Technikern für die gefallenen Studenten und Lehrer des Technikums errichtet. Die Feldsteine für das Denkmal sammelten sie auf dem Acker bei Spornitz. Eine Tafel, angebracht im Schulgebäude, enthielt alle Namen der Opfer dieser Anstalt.

 

Am 25. März 1931 wurde Bürgermeister Seeler für weitere 12 Jahre in sein Amt gewählt. Welche Wertschätzung die Studenten des Technikums dem Bürgermeister entgegenbrachten, können wir aus den letzten drei Versen eines Gedichtes entnehmen. Es wurde anlässlich der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Technikums Pfingsten 1932 geschrieben und umfasst mehrere Seiten.

 

Vergäten wülln wie´t Rathus nich.

dat midden mang dei Straten ligt.

Herr Dr. Seeler as Regent

dei Sorgen von sin Börgers kennt´.

Sin Adju, Stadtrat Spiekermann,

dref städtsche Arbeit flott vöran.

Lütt Stadtinspektor Gottlieb wier

es Vörmundschaft in grote Ihr.

Ditt Dreigespann harr alles in Griff,

un gef uns Stadt den letzten Schliff.

Niestadt künn nie nich ünnergahn,

solang dat Rathus wür bestahn.

M. Wi. (Vermutlich die Initialen des Verfassers)

 

Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Schwerin am 03. Juni 1932 errang die NSDAP mit 117075 Stimmen (84,9%) 30 von 59 Sitzen und damit die absolute Mehrheit. Der Nationalsozialist Walter Granzow wurde zum Ministerpräsidenten gewählt. Damit bekam Mecklenburg nach Anhalt und Oldenburg ¹ ) eine nationalsozialistische Regierung.

 

Bei den Wahlen zu der Stadtverordnetenversammlung von Neustadt-Glewe im November 1932 erhielten die NSDAP 578, die SPD 788 und die KPD 403 Stimmen.

 

In den Unterlagen des Mecklenburgischen Landeshauptarchiv liegt eine Akte, aus der hervorgeht, dass Fritz Buhr am 06. Juni 1933 in seiner Funktion als Stadtrat bestätigt wurde. Doch bereits am 24. März 1933 erfolgte eine Gehaltsanweisung für Stadtrat Fritz Buhr über 1500 Reichsmark. Das bedeutet, dass Buhr bereits seit März als Stadtrat eingesetzt war, aber seine Bestätigung durch den Gauleiter erst drei Monate später erfolgte.

 

Quelle: G. Düker „Neustadt-Glewe – Eine mecklenburgische Kleinstadt von den Anfängen bis zur Gegenwart“

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