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17.02.2021, SVZ

Die Kultur am Leben halten

Die Kultur am Leben halten

Vereinsarbeit trotz Corona: Heimatverein in der Lewitzstadt plant schon jetzt Veranstaltungen für die Zeit nach dem Lockdown

 

NEUSTADT-GLEWE Allein die Deutsche Reichspost transportierte im Ersten Weltkrieg 28,7 Milliarden Sendungen zwischen Front und Heimat. Darunter auch viele Zeilen, die erhalten geblieben sind. Es sind heute noch wichtige Zeugnisse der Alltagsgeschichte. Das sagten sich auch die Mitstreiter des Kultur- und Heimatvereins Neustadt-Glewe und haben die Briefe von der Westfront 1914 bis 1916 als gebündeltes Werk mit 336 Seiten herausgebracht. Geschrieben hat sie der Lehrer Fritz Langner aus der Lewitzstadt, der im Februar 1885 in der Großen Wallstraße geboren wurde.
„Dieses Buch haben wir anlässlich des 100. Jahrestages der Beendigung des Ersten Weltkrieges zusammengestellt. Den Nachlass gesichtet hat Gerd Düker, der auch federführend bei diesem Projekt war“, erzählt Peter Warnecke, der Vorsitzende des 84 Mitglieder starken Vereins. Eigens dazu habe die Truppe auch eine Schau organisiert, die unter anderem im Landratsamt gezeigt worden sei, berichtet der gebürtige Blievenstorfer weiter. Inklusive eines Tornisters aus damaliger Zeit mit üblichem Fellbesatz, den ihnen ein Plauer als Dauerleihgabe überlassen habe. „Den Ausstellungsbestand haben wir komplett in Räumen der Stadt eingelagert, die sie uns als Depot zur Verfügung gestellt hat“, berichtet der 73-Jährige.
Dieses Jahr etwas auf die Beine zu stellen, sei schwierig, weil keiner wisse, wie lange Corona das öffentliche Leben noch ausbremse. „Aber wir geben nicht auf. Irgendwas wird uns sicher einfallen“, sagt Warnecke, den bereits seit Kindheit wie auch Jugend die Ur- und Frühgeschichte seiner Heimat fesselt. „Ich war bei den ersten archäologischen Gräberfeld-Ausgrabungen auf der Dems, einem Flurstück in Richtung Muchow, dabei. Werner Bahlke, mein damaliger Lehrer, hat mich für dieses interessante Hobby in den Sommerferien begeistert. Seitdem mag ich Historisches und wie es bis in die Neuzeit hinein wirkt.“ Die Mitarbeit im Kultur- und Heimatverein, der einer Ortsgruppe des Kulturbundes der damaligen DDR entsprang, sei die logische Konsequenz gewesen. Einer geschichtsinteressierten Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, jedes Jahr entweder ein Druckwerk oder eine Ausstellung auf die Beine zu stellen. Im vergangenen Jahr ging es um die wechselvolle Geschichte des Lederwerkes von 1910 bis 2020, zu sehen in der Hofstube der Burg. „Es war in seiner Geschichte eines der größten Werke dieser Art im europäischen Raum und gab über 1600 Beschäftigten Arbeit und Auskommen.“
Vorrangige Vereinsziele, die in einzelnen Interessen-und Arbeitsgruppen verfolgt würden, seien die Pflege des kulturellen Erbes sowie der Erhalt des Niederdeutschen, die Gestaltung und Organisation von Kultur jedweder Art, eine aktive Heimatforschung sowie die Beteiligung an regionalen und überregionalen Veranstaltungen.
Eine enge wie vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadt, die den Verein finanziell unterstütze, gehöre zum guten Ton. „Wir fertigen beispielsweise auch Dokus über Kriegsgräber im Amtsbereich und zum einzig erhaltenen Obelisk auf dem Friedhof an.“ Zuarbeiten zu darstellungswürdigen wie erhaltenswerten Denkmalen in der Lewitzstadt gehörten ebenfalls dazu.
„Für dieses Jahr planen wir, sobald der Lockdown gelockert wird, zwei überregionale plattdeutsche Veranstaltungen“, kündigt Warnecke an, der übrigens auch Mitglied im Landesheimatverband ist. Die Veranstaltungen seien auch mit Hartmut Brun abgesprochen. Der gebürtige Dömitzer beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Schaffen Mecklenburger Autoren wie Fritz Reuter. „Wir stehen in den Startlöchern“, so Warnecke.
Vorstandsarbeit finde derzeit ausschließlich über Video-Chats statt, erklärt der Vorsitzende. Vereinsarbeit eher auf Papier. „Wir müssen den Leuten Hoffnung geben, dass die Kultur am Leben bleibt.“

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