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1.1 Glewe

1160 wurde von Heinrich dem Löwen das Bistum Schwerin gegründet. Er verlegte den Bischofsitz von der Burg Mecklenburg nach Schwerin. Das neue Bistum wird die Besitzungen des Bistums Havelberg bis an die Elde übernommen haben. In diesem Grenzverlauf sehen wir dann auch den Verlauf der 1167 gegründeten Grafschaft Schwerin.

Urkundeneintragung

1247 wird das Land Brenz Bestandteil der Grafschaft Schwerin, bestätigt durch diese Urkunde. (MUB 588) Der Ort Glewe wird hier jedoch nicht erwähnt.

Es gab aber den Ort Glewe im Land Brenz.

 

(Warum der Vorbesitzer das Land Brenz unleserlich gemacht hat, bleibt sein Geheimnis.)

 

Chlewa oder Glewa z. B. deutet klar auf eine slawische Siedlung hin. Aus dem slawischen übersetzt bedeutet das „erhobener Ort“ oder „Haupt“.

 

Der in dieser Frage immer wieder zitierte Tilemann Stella nennt 1576 Glewe „Ort“, der Begriff „Dorf“ wird erst später geläufig. Zu dieser Zeit gibt es noch keine klaren Grenzen zwischen dem „Dorf“ und der „Stadt“.

 

Dazu kommt noch die typische Siedlungsform. Die neu angelegten Orte sind grob in Hufeisenform gebaut worden.

Ortskarte

(Das linke Bild wurde aus dem Internet heruntergeladen. Ebenso der folgende Text: „Ein Rundling (auch Runddorf, Rundlingsdorf) ist eine dörfliche Siedlungsform, in welcher in der Frühzeit des Landesausbaus zu deutschem Recht eine überwiegend slawische Bevölkerung von einem örtlichen Grundherren in einem geplanten Vorgang angesiedelt oder neu zusammengefasst wurde, wobei die Höfe keil- oder sektorenförmig um einen runden oder ovalen Platz gruppiert sind, der bei der Anlage nur über einen Zugang verfügte.)“

Flurkarte

Die Siedlungsstelle vom alten Glewe hat die gleichen Merkmale. Diese Formgestaltung wurde gewählt, um das Weidevieh für die Nacht sicher zu behüten.

 

Schon die Neustädter Langner und Bahlke meinten, dass der Ort sich bis zum Femermann ausdehnte.

 

Das muss aber nicht bedeuten, dass unbedingt eine dichte Bebauung erfolgte. Die Flurnamen Femermann, Galgenberg und Hausacker stammen mit Sicherheit aus der Zeit von Glewe (Eberhard Schudlich). (Das Bild rechts stammt aus dem Heft „Land und Leute“ 3/1959 S. 87)

 

1958 konnte Langner durch Oberflächensuche mehrere Bruchstücke der sogenannten „blaugrauen Ware“ nachweisen, dass es sich bei dem Ort Glewe um ein frühdeutsches Kolonistendorf mit slawischen Namen handelt. Es war also schon zur Vermischung der hier lebenden Slawen mit den deutschen Siedlern gekommen.

Slawen- oder Schöllkraut

Diese Tatsache wurde 2016 untermauert. Eberhard Schudlich (ein Kenner der slawischen Geschichte) und Gerhard Düker fanden auf einen ersten Rundgang weitere Beweise für die Besiedlung.

 

Von der Lieps-Siedlung kommend überquerten sie die Umgehungsstraße in die Trift. Bereits hier fanden sie das Slawen- oder Schöllkraut (links im Bild), ein Zeichen dafür, daß sich der Ort Glewe bis hier hinzog.

 

Das Schöllkraut fanden sie bis hin zum Dorfanger.

 

Aber auch wilder Hopfen ist hier reichlich vertreten.

Bruchstück eines gestampfden Bodens

Dieses Bruchstück (max. 25 x 28 cm, 10 cm hoch) eines gestampften Fußbodens fand sich bei dem Bodenaushub (8. Mai 2018) Es stammt eindeutig aus einer slawischen Siedlung.

 

Der Zusatz zum Lehm, der ihm diese Festigkeit gibt, ist nicht bekannt. Das Material löst sich im Wasser nicht mehr auf (E. Schudlich).

Karte von Kiez

Rechts haben wir einen Ausschnitt der Schmettauschen Karte von 1788. Der Ort Glewe wird von Schmettau laut Meinung einiger Experten irrtümlich als Kiez bezeichnet.

 

E. Schudlichs Theorie: Der Ortsname Glewe ist zu diesem Zeitpunkt bereits verlorengegangen. Bekannt ist, dass hier eine Siedlung war. Schmettau will vermutlich mit der Bezeichnung „Kiez“ auf die slawischen Wurzeln hinweisen. Denn Kiez heißt nichts anderes als Siedlung.

 

Neben Glewe sind hier weitere „Bauernstellen“ bzw. Niederlassungen zu erkennen.

 

Hier möchte ich das Thema „Glewe“ beenden. Es wird auch in der Zukunft noch einiges zu forschen geben. Sollten sich neue Erkenntnisse herausschälen, werden diese hier selbstverständlich veröffentlicht.

 

Quelle: Werner Bahlke, Broschüre „Neustadt-Glewe“, 1973

 

Gerhard Düker

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